Pi ist verkehrt! Na und? Diese Überlegungen sind weder neu, noch kompliziert genug, um als echte Mathematik durchzugehen! Und die Kommentare, dass $2\pi i$ oder $\pi/2$ noch richtiger sein könnten, zeigen, dass es nicht mal eine ausgemachte Sache ist.
Vor Kurzem spendierte ich ein paar logischen Fragen genügend Kraft um greifbare Fortschritte zu machen. Als ich aber Freunden und anderen Logikern davon erzählte, wurde mir klar wie irrelevant all meine Ergebnisse und Folgerungen sein werden. Ich werde sie trotzdem in einer passenden Zeitschrift veröffentlich müssen, weil sie David Ellermans Arbeit über die Logik von Partitionen fortsetzen. Sie nicht zu veröffentlichen würde bedeuten, den Wert von David Ellermans Arbeit als unbedeutend abzutun. Dabei hat er wirklich viel Aufwand investiert, und glaubt an ihren Wert. Ich werde hier aber nicht über diese Ergebnisse schreiben, weil mir unklar ist, wie sich das auf meine Möglichkeiten diese Ergebnisse zu publizieren auswirken würde.
Lasst uns stattdessen ein wenig Spaß haben, extrem nah an der klassischen Logik bleiben, und trotzdem eine Logik ohne Wahrheit entdecken. Und Gerhard Gentzen soll mal wieder erwähnt werden.
Partielle Wahrheiten
Ich mag partielle Funktionen. Für eine partielle Funktion $p:X\to Y$ gilt- $p^{-1}(A\cap B)=p^{-1}(A)\cap p^{-1}(B)$
- $p^{-1}(A\cup B)=p^{-1}(A)\cup p^{-1}(B)$
- $p^{-1}(A {}\setminus{} B)=p^{-1}(A) {}\setminus{} p^{-1}(B)$
- $p^{-1}(A \Delta B)=p^{-1}(A) \Delta p^{-1}(B)$ wobei $A \Delta B := (A {}\setminus{} B) \cup (B {}\setminus{} A)$
Beachte, dass $A {}\setminus{} B = A \triangle (A \cap B)$. Die Operationen, welche erhalten bleiben, sind "und" (Konjunktion), "oder" (Disjunktion), und "entweder-oder" (Kontravalenz) wenn sie aus einer logischen Perspektive interpretiert werden. Es wäre schön, wenn die Implikation ebenfalls erhalten bliebe. Dies erscheint jedoch hoffnungslos, da $A \to A$ stets wahr ist, und Wahrheit eben nicht erhalten bleibt. Wenigstens gilt $A \subseteq B \Rightarrow p^{-1}(A) \subseteq p^{-1}(B)$, d.h. zumindest die externe Implikation welche durch die Ordnung definiert wird bleibt erhalten. Es sollte also möglich sein, dies in eine Logik zu verwandeln, bei der interne Wahrheit nicht erhalten bleibt unter Kontext-Morphismen.
Gerhard Gentzens Sequenzenkalkül
Der Sequenzenkalkül ist ein Beweiskalkül mit signifikanten praktischen und theoretischen Vorteilen im Vergleich zu offensichtlicheren Beweiskalkül Systemen. Er verwendet Sequenzen $A_{1},\ldots,A_{r}\vdash B_{1},\ldots,B_{s}$. Die Ausdrücke $A_i$ (und $B_j$) können logische Formeln wie $S(x)=S(y) \to x = y$ (das 4-te Peano Axiom) sein. Sie können auch als Teilmengen einer Grundmenge $X$ interpretiert werden. Diese Interpretation ist ausreichend, um die Grundlagen des Sequenzenkalküls zu verstehen. Die Sequenz selbst wird dann als $[A_{1}]\cap\ldots\cap [A_{r}]\ \subseteq\ [B_{1}]\cup\ldots\cup [B_{s}]$ interpretiert.Linke strukturelle Regeln | Rechte strukturelle Regeln |
---|---|
$\begin{array}{c} \Gamma\vdash\Delta\\ \hline \Gamma,A\vdash\Delta \end{array}(WL)$ | $\begin{array}{c} \Gamma\vdash\Delta\\ \hline \Gamma\vdash A,\Delta \end{array}(WR)$ |
$\begin{array}{c} \Gamma,A,A\vdash\Delta\\ \hline \Gamma,A\vdash\Delta \end{array}(CL)$ | $\begin{array}{c} \Gamma\vdash A,A,\Delta\\ \hline \Gamma\vdash A,\Delta \end{array}(CR)$ |
$\begin{array}{c} \Gamma_{1},A,B,\Gamma_{2}\vdash\Delta\\ \hline \Gamma_{1},B,A,\Gamma_{2}\vdash\Delta \end{array}(PL)$ | $\begin{array}{c} \Gamma\vdash\Delta_{1},A,B,\Delta_{2}\\ \hline \Gamma\vdash\Delta_{1},B,A,\Delta_{2} \end{array}(PR)$ |
Axiom | Schnitt |
---|---|
$\begin{array}{c} \ \\ \hline A\vdash A \end{array}(I)$ | $\begin{array}{c} \Gamma\vdash\Delta,A\quad A,\Sigma\vdash\Pi\\ \hline \Gamma,\Sigma\vdash\Delta,\Pi \end{array}(Cut)$ |
Linke logische Regeln | Rechte logische Regeln |
---|---|
$\begin{array}{c} \Gamma,A,B\vdash\Delta\\ \hline \Gamma,A\land B\vdash\Delta \end{array}(\land L)$ | $\begin{array}{c} \Gamma\vdash A,B,\Delta\\ \hline \Gamma\vdash A\lor B,\Delta \end{array}(\lor R)$ |
$\begin{array}{c} \ \\ \hline \bot\vdash\Delta \end{array}(\bot L)$ | $\begin{array}{c} \ \\ \hline \Gamma\vdash\top \end{array}(\top R)$ |
$\begin{array}{c} \Gamma,A\vdash\Delta\quad\Sigma,B\vdash\Pi\\ \hline \Gamma,\Sigma,A\lor B\vdash\Delta,\Pi \end{array}(\lor L)$ | $\begin{array}{c} \Gamma\vdash A,\Delta\quad \Sigma\vdash B,\Pi\\ \hline \Gamma,\Sigma\vdash A\land B,\Delta,\Pi \end{array}(\land R)$ |
$\begin{array}{c} \Gamma\vdash A,\Delta\quad\Sigma,B\vdash\Pi\\ \hline \Gamma,\Sigma,A\to B\vdash\Delta,\Pi \end{array}(\to L)$ | $\begin{array}{c} \Gamma,A\vdash B,\Delta\\ \hline \Gamma\vdash A\to B,\Delta \end{array}(\to R)$ |
Es könnte lehrreich sein, auch eine Interpretation zu sehen, bei der eine der klassischen logischen Regeln verletzt wird. Deshalb lasst uns stattdessen $[A\to B]:=\mathrm{int}([A]^c\cup [B])$ verwenden. Hier ist $\mathrm{int}$ der Operator, welcher jeder Teilmenge ihr Inneres zuordnet. Die Aussagen $A_i$ (und $B_j$) stehen in diesem Falle für offene Teilmengen. Die Regel $\begin{array}{c} \Gamma,A\vdash B,\Delta\\ \hline \Gamma\vdash A\to B,\Delta \end{array}(\to R)$ wird jetzt verletzt, und muss durch die Regel $\begin{array}{c} \Gamma,A\vdash B\\ \hline \Gamma\vdash A\to B \end{array}(\to R_J)$ ersetzt werden. Dies ergibt den intuitionistischen Sequenzenkalkül, der genau die zulässigen Schlussfolgerungen der intuitionistischen Logik charakterisiert.
Um zu sehen, dass $(\to R)$ verletzt wird, sei $\Gamma=\top$, entspreche $A$ als $[A]=(0,\infty)$ gewählt, $B=\bot$, und $\Delta = A$. Oberhalb der Linie steht nun $\mathbb R \cap (0,\infty) \subseteq \emptyset \cup (0,\infty)$, es ist also wahr. Unterhalb der Linie steht $\mathbb R \subseteq \mathrm{int}((-\infty,0])\cup (0,\infty)$, und das ist eben falsch.
Ein unheimlicher Doppelgänger des Sequenzenkalküls
Beachte, dass die Implikation $C\land A \vdash B \Leftrightarrow C \vdash (A\to B)$ erfüllt, bzw. vielmehr $[C]\cap [A] \subseteq [B] \Leftrightarrow [C] \subseteq [A\to B]$. Jetzt ersetzen wir die Implikation durch die Minusoperation. Beachte, dass die Minusoperation $[A] \subseteq [B]\cup [C] \Leftrightarrow [A-B] \subseteq [C]$ with $[A-B]:=[A]{}\setminus{}[B]$ erfüllt. Wir erhalten somit die beiden folgenden Regeln anstelle von $(\to L)$ und $(\to R)$.$\begin{array}{c} \Gamma,A\vdash B,\Delta\\ \hline \Gamma,A- B\vdash \Delta \end{array}(- L)$ | $\begin{array}{c} \Gamma\vdash A,\Delta\quad\Sigma,B\vdash \Pi\\ \hline \Gamma,\Sigma\vdash A-B,\Delta,\Pi \end{array}(- R)$ |
Ich weiß (oder verstehe) nicht, ob diese Art von Kontext-Morphismus irgendwann relevant ist, und ob eine solche Logik ohne Wahrheit irgendwo in der echten Welt vorkommt. Hat das irgendetwas mit der Tatsache zu tun, dass es einfacher ist die Relevanz oder Wahrheit einer gegebenen Schlussfolgerung zu verwerfen, als zu beweisen, dass sie wichtig und wahr ist? Was mir an dieser Logik gefällt, ist ihre Asymmetrie zwischen der Implikation und der Falschheit. Ich wollte natürlich vorkommende Asymmetrien in mathematischen Hierarchien und der Logik finden. Selbst für die Ergebnisse, die ich veröffentlichen will, have ich das selbe Problem: Ich verstehe nicht wirklich die Relevanz der zugehörigen Kontext-Morphismen, noch nicht mals ob es überhaupt Kontext Morphismen geben sollte, und ob meine vergeschlagenen Kontext-Morphismen die richtigen sind.
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